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Die Jahrestagung der Gesellschaft für Hochschulforschung 2023 stand unter dem Motto „Das Zusammenspiel von Hochschulforschung und Hochschulentwicklung“. In der Hochschulentwicklung stellt sich die Aufgabe, durch Führung und Management dazu beizutragen, dass Hochschulen die an sie gerichteten gesellschaftlichen Anforderungen in einer zufriedenstellenden Weise beantworten, ohne dabei die Autonomie des Wissenschaftssystems auf dem Altar gesellschaftlicher Nützlichkeit zu opfern. Diese Verbindung herzustellen ist allerdings nicht einfach. Der Blick richtet sich deshalb auch auf die Hochschulforschung, aus deren theoretischen Grundlagen und empirischen Erkenntnissen, so die Hoffnung, sich produktive Anregungen für diese Aufgabe ergeben könnten. Auch dort muss die spannungsreiche Beziehung von Responsivität und Autonomie aber zunächst einmal konzeptionell erfasst werden, wenn das zu der Praxis der Hochschulentwicklung beitragen soll.
Das Ziel dieses Beitrages besteht darin, diese Zusammenhänge genauer zu beleuchten und dadurch für das Führungshandeln in Hochschulen nutzbar zu machen. Er argumentiert zunächst, dass die tiefgreifenden Umbrüche in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der letzten Jahre auch die Erwartungen an die Hochschulen verändern. Sie werden dringlicher und widersprüchlicher zugleich, sodass es für die Hochschulen schwieriger wird, bei ihrer Beantwortung „das Heft in der Hand zu behalten“. Für die Hochschulforschung bedeutet dies, dass die Beziehungen zwischen Hochschule und Gesellschaft wieder ein interessantes Untersuchungsfeld werden dürften.
Für das Verständnis dieser Beziehungen, so der zweite Argumentationsschritt, ist die Beschäftigung mit der gesellschaftlichen Differenzierungstheorie wichtig. In ihr wird nämlich die Rolle von Organisationen und somit auch von Hochschulen als Vermittlerinnen zwischen den unterschiedlichen Handlungslogiken von Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Moral u.a. deutlich.
Diese Überlegungen werden um empirische Erkenntnisse aus dem Kulturmanagement ergänzt, das in ähnlicher Weise wie das Hochschulmanagement in dem Spannungsverhältnis zwischen Autonomiebewahrung freier Kunst und Abhängigkeit von der Gesellschaft steht.
Im Schlussteil geht es um die Frage, wie diese Überlegungen für die Praxis des Hochschulmanagements fruchtbar gemacht werden können.
Lothar Zechlin ist Professor em. für Öffentliches Recht an der Universität Duisburg-Essen.
Von 1992 bis 2008 war er Rektor von drei Universitäten in Deutschland und Österreich.
die hochschule 1–2/2025: S. 29-42
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Gesellschaftskrise und Hochschulentwicklung_Zechlin.pdf
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