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Forenthema: Listenerstellung im Berufungsverfahren für mehrere identische Professuren

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Listenerstellung im Berufungsverfahren für mehrere identische Professuren

Liebe Kolleg/inn/en,

mein Name ist Gregor Faltl und ich bin an der TU Nürnberg im Berufungsmanagement tätig (vormals Universität Saarbrücken).

Ich habe eine spezifische, vielleicht nicht ganz triviale Frage.

Es wird ein Berufungsverfahren durchgeführt, und zwar - laut Ausschreibung - "zur Besetzung von bis zu 2 WX-Professuren für XY". Wie würden Sie bei der Listenerstellung vorgehen?

Uns schwebt vor, zwei Listen zu erstellen. Auf den jeweils ersten beiden Plätzen der Listen befänden sich natürlich die aus Sicht der Kommission geeignetsten Personen. Die aus Sicht der Kommission am nächsten geeignete Person würde dann auf beiden Listen auf Platz 2 positioniert werden, damit sichergestellt ist, dass - bei Rufabsage einer der beiden erstplatzierten Personen - der Ruf in jedem Fall als erstes an sie geht. Es würde, wenn auch die zweite erstplatzierte Person absagt, aber der Ruf nur einmal erteilt werden, da es sich ja um dieselbe Stelle handelt  (eine doppelte Ruferteilung also sinnlos ist). Die drittplatzierte Person bekäme dann den Ruf.

Die Listen sähen dann (mit fiktiven Namen) so aus:

Liste A: 1. Müller, 2. Becker, 3. Meier

Liste B: 1. Metzger, 2. Becker

Die Platzierungen würde man entsprechend erläutern und begründen im Listenvorschlag.

Wie finden Sie dieses Vorgehen, respektive, wie würden Sie in der Situation verfahren?

Vielen herzlichen Dank aus Nürnberg und beste Wünsche für Ihr Wochenende!

Gregor Faltl

Lieber Nachbar, wenn Sie zwei gleiche Stellen mit gleicher Denomination zu besetzen haben, ist ihr Vorgehen sicher gangbar. Man hätte dann eigentlich 2 erste, 2 zweite und 1 dritten Listenplatz (aequo et unico loco). Das müssen die einzuholenden Gutachten dann auch unterstützen. Wir hatten einige open topic Ausschreibungen für bis zu 6 Professuren, die inhaltlich jeodoch auf mehrere Schwerpunkte (und damit Denominationen) aufgeteilt waren. Die Bewerbungen haben wir den Schwerpunkten zugteilt und entsprechende Listen erstellt. Sollte ein Bewerber tatsächlich für 2 Schwerpunkte in Frage kommen, dann taucht er auf 2 Listen auf. Die Ruferteilungen erfolgen trotzdem in der Reihenfolge der Listen. Das ganze Thema ist nicht ohne Fallstricke. Viele Grüße von der FAU! Karolin Benker
Vielen herzlichen Dank Fr. Benker-Kuchenreuther, für die hilfreichen Tipps! Beste Grüße!
Lieber Herr Faltl, wir hatten im vergangenen Jahr einen ähnlichen Fall, bei dem an einem Institut 3 Open Topic Professuren gemeinsam ausgeschrieben wurden. Bei uns wurde dies über eine Liste mit 3 ersten Plätzen, dann einem 4., einem 5. Platz, usw. gelöst. Im Falle der Absage eines der Erstplatzierten sind wir dann so vorgegangen, wie von Ihnen oben beschrieben. Also nach der chronologisch ersten Rufablehnung erhielte Platz 4 den Ruf, dann Platz 5 usw. Viele Grüße aus Bayreuth Maike Voigt
Vielen herzlichen Dank, auch Ihnen Fr. Voigt! Mir scheint die Anfertigung einer einzigen Liste genauso denkbar. Im von mir genannten Beispiel sähe die Liste dann so aus: Primo et aequo loco: Müller und Metzger Secundo loco: Becker Tertio loco: Meier Es müsste aber m.E.n. im Protokoll vermerkt werden, dass die Kommission eine zweifache Ruferteilung durch die Listenposition "primo et aequo loco" explizit empfiehlt. Das ist ja nicht selbstverständlich. Man könnte die Liste sonst so lesen, dass die Kommission nur die Berufung einer Person empfiehlt und sich nicht einigen konnte, welche Person erstplatziert sein soll. Oder wie sehen Sie das? Vielen Dank nochmals und herzliche Grüße!
Lieber Herr Faltl, mein Name ist Tobias Koop und ich bin im Berufungsmanagement der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel tätig. Wir hatten vor Kurzem einen ähnlich gelagerten Fall, bei dem wir uns mit dieser Thematik befasst haben. Wir sind dabei zu folgendem Ergebnis gelangt: Zunächst muss unseres Erachtens entschieden werden, ob es sich wirklich um zwei identische Professuren mit gleicher Besoldungsgruppe, identischem Anforderungsprofil und identischen Ressourcen handelt (a) oder ob es sich vielmehr um eine "Open-Topic-Ausschreibung" handelt, am Ende des Verfahrens also zwei Professuren mit jeweils anderem (ggf. sich ergänzendem) Schwerpunkt besetzt werden sollen (b). a) In diesem Fall würden wir nur einen Berufungsausschuss einsetzen, der dann auch nur eine Liste erstellt, und die beiden am besten geeigneten Bewerber*innen berufen (ggf. könnte man auch zweimal den ersten Platz vergeben - pari passu). Sollte eine der berufenen Personen absagen, geht man zum dritten Namen auf der Liste über. So wäre sichergestellt, dass am Ende immer die beiden besten zur Verfügung stehenden Personen berufen wurden. b) In diesem Fall würden wir zwei separate Ausschreibungstexte und zwei separate Kriterienkataloge empfehlen. Der Berufungsausschuss könnte aber für beide Professuren aus den gleichen Mitgliedern bestehen. Beide Ausschreibungen könnten auch zusammen ausgeschrieben werden (also in einer Anzeige). Man hätte dann aber zwei Verfahren und würde zwei Listen erstellen und diese entsprechend "abarbeiten". Man könnte dann jedoch nicht zwischen den Listen "hin- und herspringen" (angenommen bei Liste A sagen Platz eins und zwei ab, dann könnte man nicht zu Liste B springen und hier dann Platz zwei für Professur A berufen). Wir haben uns am Ende gegen die Variante a) entschieden, da wir nicht zwei exakt identische Professuren zu besetzen haben. Sobald es Unterschiede gibt (z.B. die Ressourcen nicht identisch sind) wird es nämlich schon kompliziert, da irgendjemand (vermutlich der Berufungsausschuss) die Bewerber*innen dann den beiden Professuren zuordnen müsste. Nach welchen Kriterien würde man die Bewerber*innen Professur A oder B zuordnen? Im ungünstigsten Fall führt dies zu Missgunst zwischen den Berufenen, da eine Person mehr Ressourcen erhält als die andere, obwohl sich beide ja auf die exakt gleiche Ausschreibung beworben haben. Insgesamt tun wir uns mit Open-Topic-Ausschreibungen schwer, da solche Verfahren administrativ besonders eng begleitet werden müssten, um sie möglichst rechtssicher durchführen zu können und wir dafür nicht über die personellen Ressourcen verfügen. Zudem ist es für unsere Universität, die mit ihren Mitteln sehr effizient umgehen muss, in der Regel sinnvoller, Professuren entlang unserer strategischen Ziele auszurichten und zu besetzen. Insofern schreiben wir Professuren eher selten so offen und breit aus, dass man daraus mehrere Bewerber*innenkreise mit unterschiedlichen Schwerpunkten ableiten könnte. Ich hoffe, ich konnte Ihnen hiermit ein wenig weiterhelfen. Viele Grüße aus Kiel! Tobias Koop
Vielen herzlichen Dank, Hr. Koop, für diese ausführliche und sehr hilfreiche Erläuterung! Bei uns trifft Fall a) zu und wir werden wie beschrieben vorgehen. Beste Grüße!