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Eingestellt: 18.12.24 | Besuche: 142

Wie attraktiv ist Deutschlands Wissenschaft international?

Die Bundesrepublik liegt mit an der internationalen Spitze bei der Zahl internationaler Wissenschaftler? Stimmt – doch auf den zweiten Blick fällt die Internationalisierungsbilanz ambivalent aus. Mangelnde Klarheit bei den Berufsaussichten, Zweifel an der Leistungsgerechtigkeit und Diskriminierungserfahrungen schmälern die berufliche Zufriedenheit.

Zumindest in Bezug auf Forschende aus dem Ausland scheint das deutsche Wissenschaftssystem beträchtlichen Nachholbedarf zu haben. Jan-Martin Wiarda bezeichne zwar in seinem Blog-Beitrag "Deutschlands Wissenschaft glänzt nur auf den ersten Blick mit ihrer Internationalität" vom 12. November den Anteil der internationalen Wissenschaftler von rund 15 Prozent an deutschen Hochschulen und von 30 Prozent an außeruniversitären Forschungseinrichtungen als "extrem hoch".

Tatsächlich sei zum Beispiel in der Schweiz (50 Prozent) und den Niederlanden (43 Prozent) mehr internationales Wissenschaftspersonal als in Deutschland angestellt, schreiben Gregor Fabian, Leiter des Projektes Wissenschaftsbefragung am Deutschen Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), Christophe Heger, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt Wissenschaftsbefragung und Ulrich Heublein, ehemals Leiter des Projektes "'Wissenschaft' weltoffen" am DZHW in ihrem Gastbeitrag vom 17. Dezember auf Wiardas Blog; und auch im Vereinigten Königreich oder an österreichischen Universitäten falle der entsprechende Wert mit 33 Prozent doppelt so hoch aus wie in Deutschland.

Mindestens genauso so wichtig seien außerdem qualitative Kriterien: "Eine hohe Zahl internationaler Studierender ist erst dann ein Erfolg, wenn sich auch deren Studienerfolg auf hohem Niveau bewegt. Und internationales Wissenschaftspersonal befördert nur dann Innovation, wenn dafür auch die notwendigen Arbeits- und Forschungsbedingungen bestehen."

Bemängelt werden demnach zum Beispiel häufig der hohe Konkurrenzdruck und die unklaren Berufsperspektiven: "Die Mehrzahl der ausländischen Forscher empfindet vor allem den Zwang zur Drittmitteleinwerbung als viel zu stark und sieht – gerade auch deshalb – die Arbeitssituation zu sehr durch Konkurrenz bestimmt." Kurzfristige Forschungsförderung und befristete Anstellungsverhältnisse stehen einer wissenschaftlichen Tätigkeit in Deutschland in vielen Fällen im Weg. "Internationale Forscher haben mehrheitlich keinerlei Probleme mit den Leistungskriterien, zum Beispiel in Form hochwertiger Publikationen, wenn sich daraus nicht nur weitere Befristungen, sondern klare berufliche Perspektiven ergeben."

Zum Gastkommentar von Gregor Fabian, Christophe Heger und Ulrich Heublein im Blog von Jan-Martin Wiarda