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Mainz, 22.2.2018. 105 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten sich angemeldet, über 80 aus ganz Deutschland waren erschienen. Der Plan des ZWM war es, diejenigen Personen miteinander ins Gespräch zu bringen, die sich dafür einsetzen, Geflüchteten ein Hochschulstudium zu ermöglichen. Er ging auf. Lehrende, Studierende, VerwaltungsmitarbeiterInnen von Hochschulen waren in etwa gleich großer Zahl da. Die Stimmung war gut, die Erfahrungen der einen konnten Inspiration für andere sein.
Was dem Moderator in einprägsamer Erinnerung blieb:
- Menschen, die mit viel Energie und Enthusiasmus daran arbeiten, ihre Hochschulen für Geflüchtete zu öffnen
- BAföG ist die wesentliche Studienfinanzierungsquelle für anerkannte Flüchtlinge - und besser als sein Ruf. Die Regeln bei Altersgrenzen, Studiendauer und Fachwechsel gehen zwar an der Lebenswirklichkeit von Flüchtlingen vorbei. Es gibt aber Ermessensspielräume, die von den Verantwortlichen in BAföG-Ämtern teils ausgeschöpft werden. So mancher Antrag hat erst im dritten Anlauf Erfolg.
- Die Sprache bleibt die größte Herausforderung. Erkenntnis des Tages: Deutsch zu lernen darf nicht vom Studium abgekoppelt werden. Es nütze wenig, Singvögel auf Deutsch zu benennen, wenn die Fachsprache rätselhaft bleibe. Semesterbegleitende Sprachkurse im Studium sind besser als Deutschkurse von der Stange.
- Geflüchtete Studierende bereichern die Hochschule, einige Anwesende sprachen sich für eine Zulassung auf Probe aus. Der Abbrecherquote ausländischer Studierender, die doppelt so hoch ist wie die der deutschen Kommillitonen, wird das zwar womöglich nicht gut tun. Aber einig war man sich doch, die Einstiegshürden ins Studium möglichst niedrig zu halten. Macht es "Einfacher! Lockerer! Transparenter!" Vielleicht war es dieser Appell, der von der Mainzer Tagung ausgeht.
Frank Stäudner
In großer Zahl wandern Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten in den sicheren Hafen Europa. Institutionelle Akteure des deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem haben von Beginn an ihren Beitrag zu Betreuung, Versorgung und Integration der Geflüchteten geleistet. Hochschulen wollen und sollen sich für ausländische AkademikerInnen und Studieninteressierte öffnen; das soll unbürokratisch und pragmatisch geschehen. Doch in der Praxis zeigt sich, dass Spracherwerb, Studienfinanzierung, Anerkennung von Vorleistungen und die Interaktion von Wissenschaftsverwaltung und Behörden die Aufnahme eines Studiums zu einer Herausforderung für alle Beteiligten machen. Nach den Zahlen der Hochschulrektorenkonferenz studierten 2017 1.600 Geflüchtete an Universitäten und Fachhochschulen.
Die Tagung „Flüchtlinge an Hochschulen und in der Wissenschaft: Gemeinsam Integration gestalten“ bot studierenden Flüchtlingen aus ganz Deutschland und MitarbeiterInnen der Hochschulen und öffentlichen Verwaltung die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen, Handlungsfelder und Herausforderungen zu identifizieren und gemeinsam Lösungsideen, Ansätze, Instrumente und Konzepte zu entwickeln. Fragen des Spracherwerbs, der Anerkennung und Kompetenzfeststellung, des Übergangs an die Hochschule oder der Lehr- und Lernkultur waren Ansatzpunkte der Arbeit.
Die Tagung am 22. Februar 2018 in Mainz organisierte den moderierten Austausch von Studierenden und MitarbeiterInnen der Hochschulen und Verwaltungen: Querschnittsthemen wurden durch Impulsvorträge im Plenum vorbereitet. Danach fand ein moderierter Erfahrungsaustausch in drei parallelen Workshops mit selbst gewählten Schwerpunkten statt. In den Workshops ermöglichten die Moderatoren den Austausch in Kleingruppen und führten die Ergebnisse per Zurufabfrage zusammen.
Gefördert wurde die Tagung „Flüchtlinge an Hochschulen und in der Wissenschaft: Gemeinsam Integration gestalten“ durch das Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur des Landes Rheinland-Pfalz.
Tagung Flüchtlinge an Hochschulen und in der Wissenschaft: Gemeinsam...
Prof. Dr. Frank StäudnerYoung Leaders in Science (YLS) für WissenschaftlerInnen
Prof. Dr. Frank Stäudner