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Forschungsprojekte zu Klimawandel oder Geschlechterforschung haben es in Trumps Amerika zunehmend schwerer oder werden ganz eingestellt. Auch das das Mundtotmachen der Gesundheitsbehörde CDC, massive Kürzungen bei den National Institutes of Health (NIH) oder Stichwortlisten zum Herausfischen unliebsamer Förderanträge bei der National Science Foundation (NSF) gehören zur aktuellen Trump-Linie. Ein schnelles Herstellen neuer Tatsachen und Einschüchterungen sollen geordneten Widerstand von Vornherein verhindern, so Jan-Martin Wiarda. Nur wenige Uni-Chefs positionieren sich deutlich. Auch die Studierenden wirkten eingeschüchtert, zitiert Wiarda die aus Deutschland stammende Germanistikprofessorin Claudia Breger, die seit 2002 in den USA forscht und lehrt, seit 2017 an der Columbia in New York.
Das Perfide am rechten Angriff auf die Demokratie sei, dass man gar nicht die individuelle Meinungsfreiheit zerstören müsse, sagt Rüdiger Bachmann, Professor für Volkswirtschaft an der privaten University of Notre Dame in Indiana. "Es reicht, wenn man die Presse- und Wissenschaftsfreiheit erledigt, dann werden die anderen Freiheiten zur Farce, weil Leute wie Musk ihre Meinung durchdrücken können."
Was die Sache noch komplizierter macht: Längst nicht alle Trump-Entscheidungen sind rechtswidrig. Natürlich darf eine gewählte Regierung die Höhe und Schwerpunktsetzung der Forschungsförderung verändern. Bachmann weist darauf hin: "Wenn die Rechten die Auszahlung von Forschungsmitteln davon abhängig machen, dass Universitäten ihre Gleichstellungsmaßnahmen beenden, gehört zur Wahrheit, dass demokratische Regierungen Fördermittel vorher an die umgekehrte Bedingung geknüpft haben: dass die Unis solche Maßnahmen einführen." Viele seiner US-Kollegen, sagt Bachmann, täten sich schwer, diese Wahrheit zu akzeptieren. Trotzdem fürchtet auch er, dass die US-Demokratie mit einer weitgehend hilflosen Zivilgesellschaft zusammenbrechen könnte.
Doch inzwischen regt sich Widerstand. Rund 40 Rechtsprofessoren appellierten in einem weit verbreiteten Memorandum an die Hochschulleitungen im Lande, sie sollten auf Trumps Anti-Diversitäts-Verordnungen mit dem Selbstvertrauen reagieren, dass sie "sowohl das Gesetz als auch moralische Prinzipien“ auf ihrer Seite hätten – und "nicht grundlegende und rechtmäßige Diversitäts-Initativen opfern, die Universitäten dabei helfen, ihr wichtigsten Kernaufgaben, die Suche nach Wahrheit und Wissen im Sinne der Allgemeinheit, zu erfüllen". Parallel haben Wissenschaftler unterschiedlichster Disziplinen inzwischen mindestens ein halbes Dutzend unterschiedlicher Petitionen und Offener Protestbriefe veröffentlicht
Im Trump-Kabinett soll die Mitbegründerin des weltweit größten Wrestling-Veranstalters "World Wrestling Entertainment" Linda McMahon, die bisher nur wenige Erfahrungen in der Bildungspolitik hat, künftig als Bildungsministerin das Hochschulsystem in den USA reformieren. Dazu gehöre auch, die Politisierung der Hochschulbildung zu bekämpfen, heißt es in einem Bericht von Forschung & Lehre.
Mit 51 zu 45 Stimmen hat der US-Senat McMahon als nächste Bildungsministerin bestätigt. Die Milliardärin und loyale Trump-Unterstützerin hat in seiner ersten Amtszeit zeitweilig eine Behörde zur Unterstützung kleiner Unternehmen (Small Business Administration) geleitet. Sie wird nun mit der Leitung eines Ministeriums betraut, das Trump abzuschaffen plant.
Zum Artikel "Trump wählt Wrestling-Managerin zur Bildungsministerin" in Forschung & Lehre