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WissenschaftsvertreterInnen haben nach der Bundestagswahl die Forderung nach einer entschlossenen Politik für freie und gute Wissenschaft bekräftigt, berichtet Forschung & Lehre. Lambert T. Koch, der Präsident des Deutschen Hochschulverbands, hört „angesichts erstarkter Ränder links und rechts“ einen Weckruf an die politische Mitte. Jetzt gelte es, „rasch ins Handeln zu kommen, um den immensen nationalen und internationalen Herausforderungen wirksam zu begegnen und enttäuschte Bürgerinnen und Bürger wieder mitzunehmen“.
Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Walter Rosenthal, verweist wiederum auf die hohe Wahlbeteiligung, die zeige, „wie lebendig und stark die deutsche Demokratie grundsätzlich ist“. Aber: „Gleichwohl muss zu denken geben, wenn ein Fünftel der abgegebenen Stimmen eine im Kern ausgrenzende und auch wissenschaftsskeptische Agenda unterstützt und überdies mehr als zehn Prozent der Wählerstimmen an Parteien gehen, die aufgrund der an sich sinnvollen Fünf-Prozent-Hürde nicht im neuen Bundestag vertreten sein werden.“ Die Parteien im Parlament und außerhalb müssten die Unzufriedenheit der Bevölkerung "auf demokratische Weise adressieren" und "zukunftsorientierte Lösungen finden, ohne illiberale und demokratiefeindliche Positionen weiter zu normalisieren". Für Wissenschaft und Hochschulen sei entscheidend, dass Hochschulautonomie und Wissenschaftsfreiheit auch künftig gesichert würden.
"Das Ergebnis ist ein Abbild der Unzufriedenheit mit den Parteien der politischen Mitte", sagte auch Politikwissenschaftler und DHV-Präsidiumsmitglied Karl-Rudolf Korte. "Die Provokation der Freiheit durch Putin verunsichert in Deutschland viele, zumal sich Trump dieser Provokation angeschlossen hat." Der Direktor der NRW School of Governance setzt auf eine Einigung zwischen Union und SPD, um zu einer stabilen Regierungsmehrheit zu kommen.
Der Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung Robert Schlögl forderte: "Nach dem teils hart geführten Wahlkampf müssen alle demokratischen Parteien sich nun um Konsens bemühen und möglichst rasch zusammenfinden." Gerade der dritte Jahrestag der russischen Invasion in der Ukraine zeige, "welche gewaltigen Aufgaben vor uns und der neuen Regierung liegen." Dabei sei die internationale Zusammenarbeit zentral: "Um globalen Herausforderungen lösungsorientiert zu begegnen, brauchen wir vertrauensvolle Beziehungen weltweit. Ein regelbasierter Umgang zwischen Staaten und Institutionen ist unerlässlich.“ Internationaler Wissenschaftsaustausch lege dafür die Basis.