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Alles ist teurer geworden, es gibt kaum bezahlbaren Wohnraum für Studierende, die Mensen haben ihre Preise angehoben und das Ausgehen am Wochenende sparen sich viele Studierende aus Geldmangel. Da kommen die Untersuchungsergebnisse des Centrums für Hochschulforschung (CHE) unerwartet daher: 83 Prozent der Studierenden beziehen kein Geld aus staatlichen Angeboten wie BAföG, Stipendien oder Studienkrediten.
„So erfreulich es ist, dass die BAföG-Zahlen zuletzt leicht gestiegen sind: 87,5 Prozent der Studierenden erhalten weiter kein BAföG. Das wichtigste Finanzierungsangebot des Landes ist weiterhin nicht auf der Höhe der Zeit, es passt nicht mehr zur Lebensrealität der Studierenden“, urteilt Ulrich Müller, Leiter politische Analysen beim CHE. Ob jemand studieren kann, hängt also zum großen Teil vom familiären Umfeld ab.
„Seit Jahren sehen wir bei BAföG & Co. immensen Reformbedarf und geringe Abrufzahlen. Insbesondere der KfW-Studienkredit und der Bildungskredit gehen der Bedeutungslosigkeit entgegen. Es scheint, als hätten Studierende und Politiker*innen stillschweigend akzeptiert, dass die Sicherung der Studienfinanzierung keine Aufgabe des Staates, sondern Privatsache der Studieninteressierten ist“, resümiert Ulrich Müller.
Der Experte für Studienfinanzierung beim CHE veranschaulicht die Situation: „Wenn im öffentlichen Nahverkehr eine wichtige Bahnlinie nicht zuverlässig fährt oder am Bedarf vorbeigeplant wird, steigen die Nutzer*innen auf das Auto um. Das heißt aber nicht, dass die Bahn überflüssig ist – sie muss vielmehr dringend an die Bedürfnisse der Fahrgäste angepasst werden. Den gleichen Fall sehen wir auch beim BAföG oder beim KfW-Studienkredit. Zukunfts- und bedarfsorientierte staatliche Studienfinanzierung sieht anders aus.“
Müller sieht hier akuten Handlungsbedarf, die BAföG-Förderung müsse zeitgemäß werden und sich an der Lebensrealität orientieren, die Fördermöglichkeiten sollten aufeinander abgestimmt sein und es brauche mehr Beratungsmöglichkeiten.
Zum CHECK - Studienfinanzierung in Deutschland - Update Januar 2025