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Deutschland und Europa stehen vor riesigen Herausforderungen. Nach der Wirtschafts- und Finanzkrise und der dadurch in den meisten Ländern gestiegenen (Jugend-)Arbeitslosigkeit erzwingt der aktuelle Zustrom von Flüchtlingen zusätzliche öffentliche Ausgaben. Beides zusammen, die Beseitigung der – in vielen Ländern hohen – Jugendarbeitslosigkeit wie die Aufnahme von Flüchtlingen, sind zentrale Voraussetzungen, um den absehbaren Fachkräftemangel durch den demografischen Wandel zumindest abzumildern. Hierfür sind Bildungsinvestitionen in Milliardenhöhe erforderlich, die ergänzend zu den sonstigen öffentlichen Aufgaben finanziert werden müssen!
Die Ausgangslage: 18% der 15-Jährigen in Deutschland sind funktionale Analphabet/innen, die nicht richtig rechnen, schreiben und lesen können. Das sind in jedem Altersjahrgang über 150.000 junge Menschen. Gleiches gilt für 7,5 Mio. Erwachsene. Dass die letztgenannte Zahl fast identisch ist mit den 7,2 Mio. Erwachsenen im Alter von 20-65 Jahren, die keine abgeschlossene Berufsausbildung haben, ist nicht überraschend.
Die grundlegende Bedeutung dieser Zahlen zeigt sich, wenn man sie aktuellen Prognosen zum Fachkräftebedarf gegenüberstellt: Sie weisen darauf hin, dass in den kommenden Jahren und Jahrzehnten qualifizierte Fachkräfte in beträchtlicher Größenordnung fehlen werden, und zwar sowohl bei den Akademiker/innen wie bei den beruflich Qualifizierten. Die Zahl der Studienanfänger/innen müsste kurzfristig von derzeit 500.000 auf 575.000 und die Zahl der neuen Ausbildungsverträge im dualen System von 520.000 auf bis zu 675.000 erhöht werden. Es wird aber nur möglich sein, eine solch hohe Zahl an Ausbildungs- und Studienplätzen zu besetzen, wenn das Bildungssystem – im Zusammenspiel mit anderen Bereichen wie etwa der Sozialarbeit und der Jugendhilfe – besser als bisher dazu beiträgt, alle Jugendlichen so weit vorzuqualifizieren, dass sie eine Ausbildung aufnehmen und erfolgreich abschließen können.
Eine solche Bildungsoffensive kostet nach den überschlägigen Berechnungen der vorliegenden Studie Beträge über € 50 Mrd. pro Jahr über einen längeren Zeitraum, ein Teil einmalige Investitionskosten, der andere Teil laufende Kosten für zusätzliches Personal etc. Angesichts der oben beschriebenen, und natürlich weiterer Herausforderungen – z.B. Bekämpfung der allgemeinen Investitionsschwäche bevorstehende Schuldenbremse etc. – ist nicht davon auszugehen, dass dieser Betrag auch nur annähernd aus öffentlichen Mitteln wird finanziert werden können. Es sind daher private Mittel erforderlich.
Als Lösungsansatz wird in der vorliegenden Studie das Konzept eines Bildungsinvestitionsfonds (Education Investment Fund) konzipiert, der privates Kapital – z.B. von (Lebens-)Versicherungen, Stiftungen, Kapitalgesellschaften, Privatpersonen – einsammelt und insbesondere den öffentlichen Institutionen (Bund, Ländern, Kommunen und ggf. der Bundesagentur für Arbeit) zur Finanzierung von Bildungsmaßnahmen zur Verfügung stellt. Im Gegenzug wird der Fonds an den mittel- bis langfristig aus diesen Maßnahmen resultierenden fiskalischen Erträgen beteiligt. Vereinfacht: finanziert der Fonds z.B. 100.000 Studienplätze, dann erhält er einen Anteil von z.B. 35 oder 50% an den Steuermehreinnahmen, die durch diese zusätzlichen Akademiker/innen generiert werden. Bei 10 Mio. Erwerbstätigen mit Hochschulabschluss entspräche dies rund 1% der insgesamt von Akademiker/innen gezahlten Einkommensteuer. Idealerweise partizipiert der Fonds auch an den zusätzlichen Sozialversicherungsbeiträgen sowie den eingesparten Sozialleistungen (Hilfen zur Erziehung, Hartz IV, Wohngeld etc.). Letzteres vor allem bei ansonsten gering- und unqualifizierten Menschen.
Auf der Grundlage der von uns in einer früheren Studie geschätzten fiskalischen Erträge von bis zu 27% im Hochschulbereich und von über 20% für Investitionen im frühkindlichen Bereich etc. ergäbe sich bei einem Anteil des Fonds von einem Drittel der zukünftigen fiskalischen Erträge eine Rendite von bis zu 9% per annum, bei einem – angesichts des demografischen Wandels und Fachkräftemangels – relativ geringen Risiko. Je nach Bildungsbereich beginnt die Rückzahlung der Investitionen nach 3 bis 5 Jahren, im frühkindlichen Bereich dauert es aber fast 20 Jahre. Dafür ist der Rückzahlungszeitraum mit 40 bis 50 Jahren, bzw. darüber hinaus, aber auch vergleichsweise lang.
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